Handwerkspreis: Kollegienkirche

AUSGANGSSITUATION

Im Jahr 2005 wurde festgestellt, dass der gesamte Dachstuhl der Kollegienkirche im Mauerbankbereich durch Wassereintritt und durch Befall des Hausschwammes stark beschädigt ist. Holzbau Gehmacher wurde durch die Bundesimmobiliengesellschaft mit der Erstellung und Durchführung eines Sanierungskonzeptes beauftragt. Die Sanierung hat noch im selben Jahr begonnen und wurde, fast fünf Jahre später, im August 2010 fertig gestellt.

Bedeutendes Barockjuwel

Die Kollegienkirche, oder auch Universitätskirche genannt, ist eine der bedeutendsten barocken Bauwerke des Bundeslandes Salzburg und ein sakraler Bau von internationaler Bedeutung. Das Barockjuwel ist neben dem Salzburger Dom ein Hauptwerk von Johann Bernhard Fischer von Erlach und geht in das 18. Jahrhundert zurück. Die Kollegienkirche wurde von den Weltkriegen verschont, daher ist auch der Dachstuhl weitgehend in seinem ursprünglichen Zustand erhalten geblieben.

DURCHFÜHRUNG DER SANIERUNG

Diese Tatsache bzw. diese Umstände ergaben für die Zimmerei Holzbau Gehmacher die Notwendigkeit einer besonders umsichtigen und respektvollen Vorgangs- und Arbeitsweise, die nachfolgend im Überblick dargestellt werden soll:

  • Alle beschädigten Holzteile wurden ausgetauscht, wobei nicht beschädigte Holzteile auf ein Maximum erhalten blieben.
  • Die neu eingesetzten Teile sind aus massivem Fichtenholz beschaffen, das zudem kammergetrocknet wurde, um einen vorbeugenden Holzschutz zu gewährleisten. Die Oberfläche wurde überdies handgehackt, um die Struktur des alten Holzes nachzuahmen.
  • Es wurden keine nach außen sichtbaren Verbindungen der alten mit den neuen Holzteilen, wie z. B. Eisen- oder Holzlaschen, verwendet, sondern ausschließlich im Inneren der Hölzer Anker eingesetzt, um höchste Authentizität sicherzustellen.
  • Nach Abschluss der Sanierung sorgt nun eine Luftumspülung der Hölzer im Mauerbank- sowie Trambereich für eine rasche Trocknung bei etwaigen erneutem Wassereintritt.

BESONDERE HERAUSFORDERUNGEN

  • Die Lage der Baustelle mitten in der Altstadt von Salzburg erforderte eine behutsame und planvolle Abwicklung der Sanierungsarbeiten. Der Dachstuhl befindet sich in mehreren Metern Höhe und war dadurch auch mittels Kränen nur sehr schwer oder zum Teil gar nicht erreichbar.
  • Eine statische Herausforderung stellten die zu sanierenden Knotenpunkte im Mauerbankbereich dar. Die zu sanierenden und zum größten Teil zersetzten Knotenpunkte der bestehenden Konstruktion mussten während der Sanierungsarbeiten vom enormen Druck durch das Gewicht des Dachstuhles befreit werden. Die Aufgabe war, nach Abmontage des Gesimses, den gesamten Dachstuhl um 5 cm anzuheben.
  • Die neuen Teile der Mauerbank mussten den alten Teilen exakt angepasst werden, um eine genaue Passung zu den Holzverbindungen (Kreuzklamme, Halbklamme) herzustellen. Dabei stellte sich heraus, dass die sonst übliche Vorbereitung des notwendigen Materials in der Werkstatt nicht durchführbar war, weil im Vorfeld nicht sichtbar war, welche Holzteile beschädigt waren, da sie in einem von innen unzugänglichen Bereich lagen.
  • An der Ostseite war ein Bundtram derart beschädigt, dass er zur Gänze ausgetauscht werden musste und nicht wie die anderen gestückelt werden konnte. Aufgrund der außerordentlichen Länge von 17,5m und Dimension von 30/34 des dafür erforderlichen Balkens, war viel Recherche nötig, um einen entsprechenden Baumstamm und anschließend ein Sägewerk zu finden, dass diesen übergroßen Baumstamm schneiden kann und die Möglichkeit hat, diesen auch in einer entsprechend großen Trocknungsanlage zu trocknen.